In
den ersten Jahrhunderten unseres Kerzenlichtes stellten Kirchen und
Klöster ihren Bedarf an reinen Bienenwachskerzen selbst her. Auch an
Fürstenhöfen gehörte das Kerzenmachen bald zur Haushaltsführung. Im
ausklingenden Mittelalter lag die Wachszieherei vielfach in den Händen
der Lebzelter (Lebkuchenbäcker), die den Honig für das Gebäck, das
Wachs zur Kerzenherstellung benutzten.
Auch die Metsieder produzierten Kerzen.
Talgkerzen aber lieferten, naheliegend wegen des Rohstoffes, die Seifensieder
und Metzger.
In der weniger begüterten Bevölkerung machte die Hausfrau Seife und
Kerzen selbst: Aus dem sogenannten Schmerkübel in der Küche, in dem
Fett- und Talgabfälle gesammelt wurden.
Durch den technischen und sozialen Umbruch der beiden letzten Jahrhunderte
mit Paraffin und Stearin entstand neben dem Handwerk eine eigene
Kerzenindustrie.
Seit 1984 gibt es in Deutschland erstmals eine Verordnung über die
Berufsausbildung zum Wachszieher und zur Wachszieherin und damit die
offizielle staatliche Anerkennung im Rahmen der deutschen
Handwerksordnung.
Die Ausbildung dauert drei Jahre und endet mit Abschluß und
Gesellenprüfung. Vor dem dritten Ausbildungsjahr kann zwischen zwei
Fachrichtungen gewählt werden: Kerzenherstellung oder Wachsbildnerei.
In der Fachrichtung Kerzenherstellung stehen die verschiedenen
Herstellungsverfahren im Vordergrund.
In der Fachrichtung Wachsbildnerei geht es vor allem um folgende
Fertigkeiten und Kenntnisse:
- Entwerfen und Herstellen von Reliefs und Plastiken
- Verzieren von Kerzen und Wachsstücken
Seit Juni 1987 gibt es auch eine deutsche Wachsziehermeister-
Verordnung, in der Anforderungen, Ablauf und Dauer der Meisterprüfung
für das Wachszieher-Handwerk genau festgelegt sind.